Doppelleben – Ausstieg oder nicht?

Unter einem Doppelleben versteht man verschiedene Lebensbereiche, die strikt voneinander getrennt und dem Umfeld teilweise verschwiegen werden. Ein Doppelleben hat nichts mit verschiedenen Rollen im Leben (z.B. Mutter, Partnerin, Teamleiterin) und den entsprechend unterschiedlichen Verhaltensweisen zu tun. Bei einem Doppelleben geht es darum, dass etwas aktiv verheimlicht wird.

Viele Menschen führen eine Art von Doppelleben. Dabei muss es nicht unbedingt um grosse Täuschungen, Lügen und Betrug gehen. Doppelleben existieren auch im kleineren Ausmass, trotzdem können sie eine starke persönliche Belastung bedeuten.

Wie beginnt ein Doppelleben?

Beim Beginn eines Doppellebens spielen häufig Angst vor Zurückweisung sowie Scham- oder Schuldgefühle wegen Bedürfnissen, die von der Gesellschaft oder dem eigenen Umfeld nicht toleriert würden, eine wichtige Rolle. Das Geheimhalten soll einen selbst oder andere vor Verletzungen und Ablehnung schützen.

Dabei kann das Versteckspiel zu Beginn sogar ganz harmlos sein und Spass machen. Beispielsweise, wenn man sich heimlich mit jemandem trifft, der bei den bisherigen Freunden nicht gut ankäme. Oder es passiert unbewusst. Man verheimlicht vielleicht gewisse Persönlichkeitsanteile, weil man davon ausgeht, dass diese nicht in ein neues Umfeld passen würden.

Mit der Zeit entwickeln sich die beiden separaten Leben weiter und werden immer umfassender. Es benötigt laufend mehr Energie, sie strikt voneinander zu trennen und geheim zu halten. Den Anschein aufrecht zu erhalten, dass alles normal ist, wirkt dabei immer belastender.

Ist ein Ausstieg immer das Richtige? Was, wenn ich nicht aussteigen will oder kann?

Die Entscheidung für oder gegen einen Ausstieg ist nicht leicht. Es geht darum, die persönliche Belastung für die Aufrechterhaltung des Doppellebens mit der möglichen Belastung beim Ausstieg zu vergleichen. Auch wenn es – bei all den möglichen Schwierigkeiten und Verletzungen beim Ausstieg – viel Stärke und Mut braucht: Falls Sie unter den Heimlichkeiten stärker leiden als sie es vermutlich unter den Folgen des Ausstiegs tun würden, dann ist der richtige Zeitpunkt für eine Beendigung des Doppellebens gekommen.

Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, das Doppelleben zu beenden, ohne es jemandem zu sagen. Sozusagen ein stiller Rückzug aus einem Teil des Doppellebens. Oder man könnte mit einem Teilausstieg beginnen, indem man in einem der beiden Leben den anderen Teil offenlegt.

Ist hingegen klar, dass ein Ausstieg (im Moment) nicht sinnvoll oder möglich ist, geht es darum, Belastungen durch das Aufrechterhalten des Doppellebens so gut wie möglich abzufedern. Dies geht vor allem durch die Unterstützung von nahestehenden, eingeweihten Personen.

Und wenn ich mich für den Ausstieg entscheide – wie weiter?

Je länger so ein Doppelleben geführt wird, desto schwieriger wird es, sich davon zu lösen. Der Schaden, der durch die Offenlegung angerichtet werden könnte, wird durch die Dauer immer grösser. Es ist trotzdem wichtig, nicht überstürzt zu entscheiden und zu handeln. Überlegen Sie sich vorher genau, was Sie wollen und wie Sie dies erreichen möchten.

Bei der Auflösung Ihres Doppellebens gibt es sehr wahrscheinlich Verwirrung und verletzte Gefühle bei Personen in Ihrem Umfeld. Deshalb ist es für die Vorbereitung auf den Ausstieg hilfreich, sich auch mit den möglichen „Worst-Case-Szenarios“ zu beschäftigen. Was könnte schlimmstenfalls passieren und wie würden Sie damit umgehen?

Auch wenn es schwer fällt, sich diesen Fragen zu stellen, es kann Ihnen später helfen, mit schwierigen Situationen umzugehen. Denn mit der Aufklärung des Umfelds hat der Ausstieg erst begonnen. Danach geht es darum, den Anderen Zeit zu lassen, um die Enthüllungen zu „verdauen“. Allenfalls können Sie sie auf Wunsch dabei unterstützen, die Situation verstehen zu können und wieder Vertrauen aufzubauen. Dies alles geht – selbst wenn es gut gelingt – nicht immer harmonisch vonstatten und dauert einige Zeit.

Unterstützung suchen

Unabhängig ob für einen Ausstieg oder für das Aufrechterhalten Ihres Doppellebens: Suchen Sie sich Unterstützung! Es ist wichtig, dass Sie jemanden haben, mit dem Sie offen über die Dilemmas, die ein Doppelleben beinhaltet, sprechen können.

Auch eine externe Unterstützung durch ein Coaching ist hilfreich. Mit einem Coach als Sparring Partner schaffen Sie für sich mehr Klarheit über Ihre Gedanken und Gefühle und finden heraus was Sie wirklich wollen. So fällt Ihnen die Entscheidung für oder gegen eine Weiterführung Ihres Doppellebens leichter. Ein Coach kann Ihnen auch dabei helfen, die Folgen Ihrer Entscheidung besser zu tragen, sei es durch die Begleitung in der ersten schwierigen Zeit nach einem Ausstieg oder durch die gemeinsame Suche nach Möglichkeiten für die Verminderung der Belastungen bei Weiterführung des Doppellebens.

Sie möchten Klarheit über Ihr eigenes Doppelleben gewinnen? Wir von der Lösungs-Fabrik unterstützen Sie sehr gerne dabei. Melden Sie sich jederzeit für ein unverbindliches und kostenloses Kennenlerngespräch bei uns an.